PARIS – Auch in der vierten Nacht nach dem Tod eines 17-jährigen Jugendlichen durch Polizeigewalt ist es in ganz Frankreich zu schweren Krawallen gekommen. Bis zum frühen Morgen seien landesweit mindestens 471 Menschen festgenommen worden, teilte Innenminister Gérald Darmanin per Twitter mit. Die Unruhen griffen derweil nicht nur auf die belgische Hauptstadt Brüssel über, sondern auch auf französische Überseegebiete in der Karibik, wo ein Mensch durch einen Querschläger ums Leben kam. Heute soll der am Dienstag bei einer Polizeikontrolle getötete 17-Jährige in seinem Heimatort Nanterre beerdigt werden.
Auch massive Polizeipräsenz und behördlich angeordnete Einschränkungen des öffentlichen Lebens konnten die erneuten Ausschreitungen in der Nacht zu Samstag in ganz Frankreich nicht verhindern. Darmanin hatte am Freitagabend angekündigt, dass 45.000 Polizisten in der Nacht für Ordnung sorgen sollten. Darunter seien auch Spezialkräfte. In Großstädten wie Lyon, Marseille oder Straßburg waren Demonstrationen und Veranstaltungen verboten worden, wie der Sender franceinfo berichtete.
Trotzdem gab es Plünderungen, Sachbeschädigungen und gewalttätige Zusammenstöße. Zu besonders heftigen Auseinandersetzungen kam es Medienberichten zufolge in Marseille und Lyon. In Marseille wurde unter anderem nach einem Brandanschlag ein Supermarkt geplündert. Darmain teilte mit, die Gewalt sei insgesamt trotzdem von «weitaus geringerer Intensität» gewesen. Er sagte: «Die Republik wird gewinnen, nicht die Randalierer.» Er sei nicht der Ansicht, dass der Ausnahmezustand verhängt werden müsse.
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- Unruhen in Nanterre: dpa