von THILO SCHNEIDER
Können Sie sich noch an Heiko Maas erinnern? Richtig, das war so ein kleiner Typ in immer leicht zu groß aussehender Kleidung. Ach, und Außenminister war er auch. Er hatte auch ein Buch geschrieben. Aber das hat niemand gelesen. War unwichtig. Was fällt Ihnen auf Anhieb als seine größte politische Leistung als Außenminister ein? Welches Bild? Gar keines? Dann geht es Ihnen wie mir. Okay, einmal ist er um ein Flugzeug gerannt, um die Sicherheitslage im Gastland zu bewerten und kam zu dem Schluss, dass das Land „sicher“ ist, nachdem nicht auf ihn geschossen wurde.
Zu Annalena Baerbock habe ich ein paar Bilder: Wie sie versonnen am Strand von Palau, dem künftigen Atlantis der 2020er Bilder mit den Zehen in den Sand malt. Wie sie voller Stolz die Benin-Bronzen einem Autokraten für dessen Kellerbar überreicht. Wie sie in Uganda über Frauentoiletten philosphiert. Wie sie versehentlich Russland den Krieg erklärt. Wie sie „egal, was meine Wähler*innen denken“ Selenskyi den Todesstern verspricht. Wie sie sich in China vor laufender Kamera maßregeln lassen muss. Wie sie sich in Brasilien mit allen möglichen Passanten trifft – außer dem brasilianischen Präsidenten und seinem Außenminister.
Ich habe keine Bilder, wie sie intensiv mit Lawrow um eine Friedenslösung ringt
Ich sehe sie nicht in den USA, in England, in Frankreich, bei unseren engsten Verbündeten.
Ich sehe eine Frau, die auf Kosten des Steuerzahlers für Blödsinn und Quatsch rund um die Welt jettet, ohne diplomatischen Plan, ohne diplomatisches Geschick, sogar so gut wie ohne Englischkenntnisse.
Ich sehe eine Frau, die Politik simuliert und wie eine amerikanische Millionärsgattin auf Jamaika mit Geld um sich wirft, das sie weder erarbeitet hat, noch für das sie Verantwortung trägt.
Ricarda Lang als basierter Hedonistin würde ich das nicht einmal übelnehmen, die hat immer kommuniziert, dass sie Spaß hat und schön bei Sektchen im beheizten Pool planscht, Hedonismus geht für mich vollkommen in Ordnung. Bei Baerbock liegt das anders. Hier sehen wir eine Frau, die den Pillepalle, den sie produziert, selbst ernst nimmt, eine Frau, die auf einer selbst auferlegten Mission ist, um die sie keiner gebeten und zu der sie sich selbst ermächtigt hat.
„Feministische Außenpolitik“ oder, wie sie selbst zu sagen imstande wäre: „Fenimistische Außenpotilik“. Bis heute fehlt so ziemlich jede sinnvolle Definition, was das eigentlich sein soll. Es gibt armwedelnde Erklärungen mit vielen Buzzwords und wenig Sinn, aber ich glaube, am Ende läuft es darauf hinaus, dass Baerbock irgendwie mit irgendwas die Welt ein bisschen besser machen will – und sei es nur, dass in Uganda die Frauenklos künftig in der Dorfmitte stehen. Waren die Afrikaner froh, als die Missus aus Alemania das mal geklärt hat. Und sie waren sicher auch froh, als die Missus wieder heimflog.
Es hat seinen Grund, warum Frau Baerbock den Bismarcksaal hat umbenennen lassen: Da hatte sie dauernd eine männlich gelesene Person vor Augen, die ein verdammt guter Außenminister gewesen war. Nun wäre es unfair, die Streberin aus der 10b mit einem der größten Politiker der letzten 200 Jahre zu vergleichen – aber so ein wenig Westerwelle oder Fischer dürfte es schon sein. An Genscher kommt sowie nichts mehr heran – zumindest, so lange Pistorius nicht nebenbei auch das Außenamt mitmacht.
Es ist sogar noch schlimmer: Die deutsche Klassenbeste wird, wenn sie nicht ignoriert wird wie in Brasilien, gemaßregelt. Precht hat schon Recht, wenn er sagt, dass sie zu „normalen Zeiten“ nicht einmal ein Praktikum im Außenamt bekommen hätte. Dabei will ich den guten Willen Baerbocks nicht einmal anzweifeln. Wie damals in der Schule hat sie sicher alles mitgeschrieben und auswendig gelernt – begriffen hat sie nur nichts.
Sie kann mit Sicherheit alle Jahreszahlen zwischen 1933 und 1945 in der richtigen Reihenfolge aufsagen – nur was da genau wann und warum passiert ist: Ich wage zu bezweifeln, dass sie das korrekt zusammenbekommt. Selbst der hitlersche Trommlerjunge Ribbentrop wirkt im Vergleich zu ihr wie ein diplomatischer Gigant – und der wurde am Schluss aufgehängt. Baerbock ist einfach zu unbegabt für diesen Job, wo Du abstrahieren können musst, tiefe geschichtliche Kenntnisse brauchst, menschlich angenehm und nahbar und trotzdem hart in der Sache sein musst. Wo es Deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, „dem Wohle des deutschen Volkes“ zu dienen, schlicht, deutsche Interessen zu vertreten. Dafür wird ein Abgeordneter gewählt, der zum Minister ernannt wird. All das hat Baerbock entweder intellektuell nicht erfasst oder es ist ihr schlicht egal.
Sie benutzt ihr Amt als eine Art globales „Jugend forscht“ und geht da ihren ihr wichtigen, für alle anderen aber völlig uninteressanten, belanglosen und banalen Projekten nach. Die Benin-Bronzen und die Frauenklos sind da nur die Spitze eines intellektuellen Eiszwergs. Es würde mich nicht wundern, wenn sie in der Runde der EU-Außenminister gefragt würde, ob sie als Unbeteiligte meine, dass dieses und jenes im deutschen Interesse läge.
Dass es im Kabinett Schlonz (ich weigere mich, den Namen dieser Respekts-Kanzlerette korrekt zu schreiben) noch weit größere Totalausfälle wie Frau Faeser gibt, macht es ja nicht besser. Es zeigt nur, wie tief wir gesunken sind. Dass eine Streberin mit dem Horizont eines Pessars und der Kritikfähigkeit einer Klapperschlange in eines der höchsten und wichtigsten Ämter des Staates gepurzelt ist. Ja, das wird in die Geschichtsbücher eingehen. Es fällt mir wirklich kein deutscher Außenminister seit 1871 ein, der noch schlechter und noch dümmer agiert hätte. Maas mag keinen Plan gehabt haben – Baerbock hat einen blöden Plan.
Annalena Baerbock und ihre plärrenden Mitminderleister*innen würden diesen Artikel wahrscheinlich als misogyn und, natürlich, „rechts“ und „populistisch“ bezeichnen. Warum? Weil das die übliche Art ist, mit der Grüne auf Kritik reagieren. Im besten Fall. Im schlechtesten Fall steht morgen die GSG9 vor meiner Haustüre und beschlagnahmt Rechner und Telefon wegen „Hatespeech“. Hoffentlich warten sie, bis ich den ersten Kaffee intus habe. Denn auch das ist mittlerweile die Art, wie die grünen Politdarsteller mit Kritik umgehen. Im besten Deutschland, das wir je hatten. Seit 2021.
(Weitere Strebereien des Autors unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.
Bildquelle:
- Annalena Baerbock: dpa