Keine Vision, keine Strategie, kein Zusammenhalt – von der „Tragik des Konservativismus“

Liebe Leserinnen und Leser,

die Situation der Konservativen In Deutschland ist erschreckend. So viel Potential, so viele gute Leute, und so ohnmächtig, die Dinge zu verändern.

Ein alter Freund aus jugendlichen JU-Tagen im schönen Ostwestfalen machte mich am Abend auf ein Buch aufmerksam, das am Montag erscheint Es heißt „Mitte/rechts. Die internationale Krise des Konservatismus“ und ist von Thomas Biebricher geschrieben. Der lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt, aber international auch anderswo, und sein eigentliches Thema ist der Neoliberalismus.

Doch hier geht es um die Krise des konservativen Denkens

In einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ beschreibt er die Lage von unsereins, wie sie tatsächlich ist. Und er spricht von der „Tragik des Konservativismus“.

Worin die besteht?

„Konservativismus ist immer reaktiv; er wird erst getriggert, wenn andere die Verhältnisse revolutionieren. Konservative halten dagegen im Namen des ‚Natürlichen‘ oder ‚Normalen‘ – aber dann ist es meistens schon zu spät…“

Oder mit meinen Worten: Wir Konservativen haben keinen verbindenden Entwurf, keine Vision von der Zukunft. Wir sind uns einig darin, was wir ablehnen, was wir verhindern wollen. Aber wir haben den Menschen nichts anzubieten, wo sie gern aufspringen und mitmachen wollen.

Sie wissen, dass ich in den vergangenen Jahren durchs Land getingelt bin, um auszuloten, ob es ein breites Bündnis geben kann, das den rot-grünen Umgestaltungswahn stoppen kann. Und als der FDP-Politiker Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten Thüringens gewählt wurde mit den Stimmen der Liberalen und denen von CDU und AfD, habe ich mittags in Berlin mit meinem besten Freund zwei Halbe bestellt und darauf getrunken, dass es anscheinend doch möglich ist, etwas zu verändern, um Rote und Grüne zu stoppen. Es dauerte 48 Stunden, wie Sie wissen. Und mit der Wackelhaltung der AfD in Sachen Ukraine-Krieg sind alle Träume von anderen Mehrheiten für viele Jahre terminiert. Shit happen’s…

Aber was folgt jetzt daraus? Was können wir jetzt noch tun im Zeitalter des Scholzens? Der Baerbocks und Habecks? Ständig werden irgendwo Hintergrundgespräche geführt mit immer den gleichen Personen am Kopfende des Tisches. Und, verstehen Sie mich nicht falsch, das sind gute Leute, kluge Leute, Patrioten. Aber im Grunde sind sie genau so verzweifelt, wie ich mich zunehmend fühle.

Ich habe keinen Masterplan, und – keine Angst – ich werde mich nicht an irgendwelchen Parteigründungen beteiligen. Aber was soll jemand wie ich wählen, wenn die nächste Bundestagswahl ansteht?

Ich kann wenigstens darüber schreiben, was in meinem Kopf herumgeht. Und ich werde im Frühjahr wieder über Land tingeln, und viele von Ihnen werden – wie vor Corona – dann hoffentlich wieder zu meinen bürgerkich-konservativen Stammtischen kommen, im Mai sind einer in Berlin/Brandenburg und einer in München/Augsburg geplant. Dann geht es weiter.

Am 17./18. Juni laden wir zur Veranstaltung „Ost und West am Feuerkorb“ ein, um über den Status der Deutschen Einheit 33 Jahre danach zu diskutieren. Vom 25. bis 27. August 2023 lade ich Sie wieder ein zur 8. Konferenz der bürgerlichen Schwarmintelligenz. Wenn Sie an einer oder mehreren dieser Veranstaltungen teilnehmen möchten, schreiben Sie mir persönich an k.kelle@the-germanz.de. Bitte mit Ihrem Namen, Vornamen und Wohnort.

Und wenn Sie gut finden, war wir und ich tun, dann freuen wir uns über Ihre Spende aufPayPal @TheGermanZ oder auf das Konto DE03 6849 2200 0002 1947 75…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.