HAMBURG – Der Todesschütze von Hamburg ist ein 35 Jahre alter Deutscher. Philipp F. sei ein ehemaliges Mitglied der Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas gewesen und habe diese vor eineinhalb Jahren freiwillig, aber offensichtlich nicht im Guten verlassen. Das teilten Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde am Freitag in Hamburg bei einer Pressekonferenz mit.
Der mutmaßliche Amoktäter war Sportschütze. Der Mann habe seit Dezember 2022 eine Waffenbesitzkarte gehabt, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. «Seit dem 12. Dezember befand er sich somit im legalen Besitz einer halbautomatischen Pistole.» Dabei handele es sich um die Tatwaffe.
Der 35-Jährige gab viele Schüsse ab. «Insgesamt hat er 9 Magazine à 15 Schuss verschossen», sagte Thomas Radszuweit, der Leiter des Staatsschutzes Hamburg. In den Waffenbesitz sei er als Sportschütze gelangt.
Dabei gab es acht Tote und acht Verletzte, wie Innensenator Andy Grote (SPD) sagte. Zu den Toten zählt die Polizei auch den Täter sowie ein ungeborenes Kind. «Unter den Toten befindet sich im übrigen auch ein ungeborenes Kind im Alter von sieben Monaten, das im Mutterleib getroffen wurde», sagte Grote.
Grote: «Amoktat dieser Dimension kannten wir bislang nicht»
Er bezeichnete den Vorfall als Amoklauf. «Eine Amoktat dieser Dimension – das kannten wir bislang nicht. Das ist die schlimmste Straftat, das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt.»
Die tödlichen Schüsse waren am Donnerstagabend gegen 21.00 Uhr während einer Veranstaltung im Gebäude der Gemeinde im Hamburger Stadtteil Alsterdorf gefallen. Das hatte zu einem Großeinsatz geführt.
Polizei war binnen Minuten am Tatort
Dabei war die Polizei binnen Minuten am Tatort: Um 21.04 seien die ersten Notrufe eingegangen. «Um 21.08 Uhr waren erste Kräfte vor Ort», sagte Grote. Nur eine Minute später, um 21.09 Uhr, sei die Unterstützungsstreife für erschwerte Einsatzlagen (USE) am Tatort gewesen.
Die Einsatzkräfte retteten nach den Worten des Innensenators sehr wahrscheinlich etliche Menschenleben. «Wir haben es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem sehr, sehr schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte der Polizei zu verdanken, dass hier nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind», sagte Grote.
Laut Polizei konnten etwa 20 Personen unverletzt aus dem Gebäude gerettet werden. Auch die Menschen, die verletzt gerettet worden seien, «rechnen wir dem Einschreiten der Polizei zu», sagte der Leiter der Schutzpolizei, Matthias Tresp.
Bis in den Freitagvormittag waren die Ermittler zur Spurensuche am Tatort unterwegs. Die ersten Leichen wurden mittlerweile abtransportiert.
Als Extremist war der mutmaßliche Schütze nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht bekannt. Er soll in der Vergangenheit eine waffenrechtliche Erlaubnis beantragt haben.
Zahlreiche nationale und internationale Politiker reagierten schockiert und betroffen auf den tödlichen Vorfall, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Auch die Zeugen Jehovas zeigten sich «tief betroffen».
Bildquelle:
- Spurensicherung am Tatort: dpa