Friedrich Merz kritisiert „kleine Paschas“

ARCHIV - «Wir haben es mit einem veritablen Problem mangelnder Integration junger Menschen zu tun»: Friedrich Merz: Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN – CDU-Chef Friedrich Merz hat mit einer Aussage über Migrantenkinder und deren Gehorsam gegenüber Lehrern für Aufregung gesorgt. Im Kontext der Krawalle in der Silvesternacht hatte Merz in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» über den Umgang mit Lehrern gesagt: «Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten. Insbesondere, wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen.»

Mit dem Begriff «Pascha» werden umgangssprachlich besonders Männer bezeichnet, die sich wie selbstverständlich von einer Frau bedienen lassen.

Präsident des Lehrerverbands gibt Merz recht

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbands, gab Merz recht, «auch wenn man natürlich einschränken muss, dass das jetzt nicht ein Generalverdacht oder Pauschalvorwurf an alle Familien mit einem entsprechenden Migrationshintergrund sein kann». Grundsätzlich gebe es aber ein Problem, dass insbesondere weibliche Lehrkräfte nicht ernstgenommen würden und deren Autorität nicht anerkannt würde.

Edgar Bohn, Vorsitzender des Grundschulverbands, konnte Merz‘ Behauptung nicht bejahen. «Die zitierte Aussage und die Pauschalierung kann ich nicht bestätigen und halte sie für sehr überzeichnet und nicht zutreffend», sagte Bohn.

«Das sind eben überwiegend Jugendliche aus dem arabischen Raum, die sich nicht bereit sind, hier in Deutschland an die Regeln zu halten, die Spaß daran haben, diesen Staat herauszufordern», hatte Merz weiter in der Sendung gesagt. Er wolle auch keine Entschuldigungen akzeptieren, etwa wenn man sage, diese Kinder hätten eine schwere Kindheit oder es in Deutschland schwer und würden nicht genug betreut und nicht genug umsorgt. «In diesem Land hat jeder eine Chance. Die sind selten so gut gewesen wie gegenwärtig. Und wer sich nicht daran hält, man muss es deutlich sagen, hat in diesem Land nichts zu suchen.»

«Es ist Populismus»

Für seinen Auftritt erntete Merz viel Kritik. Ökonom Marcel Fratzscher, der ebenfalls in der Sendung gesessen hatte, äußerte zu den Aussagen des CDU-Vorsitzenden via Twitter: «Es ist Populismus, weil Herr Merz von einer kleinen Minderheit implizit und explizit auf alle Menschen mit arabischen Wurzeln verallgemeinert.» Er ärgere sich sehr, zu den Aussagen in der Sendung geschwiegen zu haben, so Fratzscher.

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) widersprach Merz. Es sei eine typische Denke, es gehe um irgendwelche Menschen, die hierhergekommen seien und sich nicht an die Regeln hielten. «Das ist aber nicht der Fall», sagte Giffey am Mittwoch nach dem «Gipfel gegen Jugendgewalt» im Berliner Roten Rathaus. «Die jungen Leute, über die wir hier mehrheitlich reden, das sind Berliner Kinder.»

Bildquelle:

  • Friedrich Merz: dpa

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren