G7-Außenminister beschäftigen sich intensiv mit der Lage im Iran

Außenministerin Annalena Baerbock im Gespräch mit der französischen Außenministerin Catherine Colonna. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa Pool/dpa

von JÖRG BLANK & GREGOR BAUERNFEIND

MÜNSTER – Die G7-Außenministerinnen und -Außenminister setzen ihr Treffen in Münster heute mit Beratungen über die Gewalt gegen Demonstranten im Iran fort. Neben den systemkritischen Protesten dort dürften die G7-Runde um Gastgeberin Annalena Baerbock (Grüne) auch Berichte über mögliche zusätzliche Waffenlieferungen Teherans an Russland beschäftigen.

Die G7-Runde wirtschaftsstarker Demokratien will zudem über ihre Beziehungen zu Zentralasien reden. Bei Gesprächen mit afrikanischen Politikern soll es um regionale Konflikte sowie strategische Fragen gehen. Der Runde gehören neben Deutschland Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien an. Deutschland hat bis Jahresende den Vorsitz, im nächsten Jahr übernimmt Japan die Präsidentschaft.

Iran: Neben Protesten Diskussion über Waffenlieferungen

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, hatte kürzlich gesagt, es bestehe weiter die Sorge, dass der Iran Moskau neben Kampfdrohnen auch andere Waffen wie Boden-Boden-Raketen liefern könne.

Die französische Außenministerin Catherine Colonna drohte angesichts der iranischen Unterstützung für Russland am Donnerstagabend mit weiteren Sanktionen der G7-Staaten. «Wir müssen bereit sein, uns wenn nötig auf neue Sanktionen gegen den Iran zu einigen», sagte sie am Rande des Treffens. Zudem werde man die Niederschlagung friedlicher Proteste kollektiv verurteilen. Man verlange die Freilassung französischer, europäischer und anderer Staatsbürger, die rechtswidrig inhaftiert seien. Auch Baerbock hatte Teheran wegen der Menschenrechtslage in dem Land scharf kritisiert. Die Bundesregierung rief deutsche Staatsbürger zur Ausreise auf.

Irans Oberster Religionsführer Ali Chamenei hatte die Proteste kürzlich als «hybriden Krieg» bezeichnet. «Einige heimtückische und böswillige europäische Mächte» seien auf Irans Boden eingedrungen.

Bei den Diskussionen im Friedenssaal des historischen Rathauses von Münster dürfte auch der anhaltende Streit mit Teheran über das iranische Atomprogramm zur Sprache kommen. Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian hatte am Mittwoch laut Staatsmedien erklärt, sein Land wolle in diesem Zusammenhang Gespräche mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) fortsetzen. Eine Delegation solle dafür zu Gesprächen nach Wien reisen.

Wegen der Gewalt gegen Demonstranten hatten Politiker in den USA und Europa die Atomgespräche jüngst infrage gestellt. Das Abkommen soll Iran am Bau einer Atombombe hindern. Im Gegenzug sollen wirtschaftliche Sanktionen aufgehoben werden. Auch wegen der iranischen Militärhilfe für Russland gilt eine rasche Einigung im Atomstreit als eher unwahrscheinlich. Der Westen könne eine solche Einigung derzeit nicht unterschreiben, da sie auch eine Aufhebung von Sanktionen bedeuten würde, heißt es. Angesichts der Menschenrechtslage in dem Land stehe dies jedoch nicht an.

Treffen mit afrikanischen Ministern und AU-Vertreterin

Nach dem Abschluss der Beratungen im G7-Kreis wollen Baerbock und ihre Kolleginnen und Kollegen gegen Mittag mit Vertretern afrikanischer Staaten sowie der Regionalorganisation Afrikanische Union sprechen. Erwartet werden unter anderem die Außenministerin von Ghana, Shirley Ayorkor Botchwey, sowie ihr kenianischer Amtskollege Alfred Mutua. Beide Länder gehören derzeit als nichtständige Mitglieder dem UN-Sicherheitsrat an.

In einem ersten Gespräch sollen unter anderem Konflikte im Sahel sowie am Horn von Afrika zur Sprache kommen. Bei einer zweiten Sitzung dürfte es um strategische und globale Fragen gehen. Hier sollen Themen wie Ernährungs- und Energiesicherheit sowie die Folgen der Corona-Pandemie besprochen werden.

Bildquelle:

  • Annalena Baerbock: dpa

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