Dr. Gerhard Papke: „Die Ungarn brauchen keine Nachhilfe in Demokratie ausgerechnet von Deutschland!“

Ein leidenschaftlicher Freund Ungarns: Dr. Gerhard Papke

von ULRIKE TREBESIUS

ESSEN – Die große Schwarmkonferenz in Essen fiel in diesem Jahr auf den Tag der Deutschen Einheit, und so war folgerichtig, dass die Veranstalter auch dem Thema Ungarn einen wichtigen Platz im dichten tagungsprogramm eingeräumt hatten.

Die Ungarn haben am 19. August 1989 700 jungen DDR-Deutschen die Ausreise von Ungarn in die Bunderepublik mit einer zunächst temporären Öffnung der Grenze zu Österreich Österreich ermöglicht. Hätten diese 700 Ostdeutschen versucht, die innerdeutsche Grenze beispielsweise in Berlin zu überqueren, hätten das wohl viele mit dem Leben bezahlt.

„Die Ungarn sind ins Risiko gegangen, um den Angehörigen eines fremden Volkes den Weg in die Freiheit zur möglichen“, kam der frühere FDP-Politiker Dr. Gerhard Papke, heute Vorsitzender der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, in seiner Rede auf der „6. Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz“ in Essen gleich zur Sache.

Er beklagt zurecht, dass die Bundesrepublik den Ungarn hier zu wenig Dankbarkeit zeigt. Ganz im Gegenteil ist Ungarn in den vergangenen Jahren insbesondere von Deutschland immer wieder gemaßregelt und kritisiert worden. In einer selbstgerechten und geschichtsvergessenen Art und Weise wurde beispielsweise während der Europameisterschaft im Fußball in diesem Jahr das Olympiastadion in München in Regenbogenfarben illuminiert, um unsere Gäste, die ungarische Nationalmannschaft, dafür zu kritisieren, dass die ungarische Regierung angeblich die Rechte von Homosexuellen oder Trans-Personen einschränken wolle.

Ausgerechnet die deutschen Medien, die sich doch immer gegen Fake-News verwahren, hätten genau solche verbreitet: Fake News! Die Ungarn haben das liberalste Recht für Homosexuelle in der gesamten Europäischen Union und das übrigens länger als es in Deutschland der Fall ist. Durch die neue Gesetzgebung wurde dieses Recht auch in keiner Art und Weise berührt. Entgegen den Darstellungen in der deutschen Presse ging es eben nicht um die Stigmatisierung von Homosexuellen, sondern es ging darum, der Frühsexualisierung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen zu begrenzen. Es wäre interessant – so Papke – die Eltern von Schulkindern auch in Deutschland dazu zu befragen, ob sie diese Lerninhalte für Ihre Kleinkinder wirklich wollen.

Auch die angebliche Einschränkung der Pressefreiheit in Ungarn hält einer genauen Überprüfung nicht stand. Im Gegenteil gibt es in Ungarn weit mehr Medien, die sich kritisch mit der ungarischen Regierung auseinandersetzen, als bei uns kolportiert wird. So ist dort RTL der reichenweitenstärkste Sender und deutlich regierungskritisch ebenso wie auch die auflagenstärkste ungarische Tageszeitung. Darüber hinaus gibt es Wochenzeitungen und Blogs, die sich in deutlicher Opposition zur ungarischen Regierung befänden. Und es sei überraschend, dass die angeblich mangelnde Medien-Vielfalt in Ungarn ausgerechnet von ARD und ZDF beklagt werde, so Papke unter lautem Beifall.

Im Jahr 2015 haben sich die Ungarn im Gegensatz zu Deutschland an europäisches Recht gehalten, als sie den Flüchtlingsstrom an ihren Grenzen abhielten. Anstatt, so Papke, die Ungarn im Sommer 2015 zu unterstützen, indem Hilfslieferungen mit Essen, Medikamenten, Zelten und Decken geschickt wurden oder finanzielle Unterstützung bei der Versorgung der Flüchtlinge zu gewähren, hatte Deutschland damals die Ungarn düpiert und im europäischen Alleingang die Grenzen für Flüchtlinge und Migranten geöffnet und damit der gesamten Europäischen Union unsere Flüchtlingspolitik aufgezwungen.

Dies sei der Hauptgrund, warum insbesondere die deutsche Bundesregierung und die deutschen Medien bis heute eine regelrechte Desinformations- und Diffamierungs-Kampagne gegen die Ungarn betrieben.

Die Ungarn haben im Laufe ihrer Geschichte immer wieder für ihre Freiheit gekämpft. Wer sich mit dem heutigen Ungarn auseinandersetzt, wird auf ein Land treffen, in welchem demokratische Prozesse ebenso funktionieren wie die Pressefreiheit „Die Ungarn brauchen keine Nachhilfe aus Westeuropa, wie freiheitliche Demokratie funktioniert. Und aus Deutschland brauchen sie diesen Nachhilfeunterricht schon gar nicht“ so Gerhard Papke, der immer wieder von starkem Beifall unterbrochen wurde.

Der Redner, der das Publikum in jedem Satz seine Liebe zu den Ungarn spüren lässt, lobte die Ungarn für ihre Freiheitsliebe und für ihre Großmut. Denn während der deutschen Bevölkerung und hier insbesondere die deutsche Bundesregierung zunehmend verächtlich auf dieses wunderbare Land schaut, können wir uns immer noch der Freundschaft und der Anerkennung der Ungarn versichert fühlen.

Die gesamte Rede von Dr. Gerhard Papke finden Sie hier

Bildquelle:

  • Gerhard_Papke: alexander hein

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren