Ein Donnerschlag aus der Ewigen Stadt

Liebe Leserinnen und Leser,

was gestern Abend aus Rom in unserer (und vielen anderen) Redaktion eintraf, kommt einem Donnerschlag gleich. Eine Gruppe katholischer Intellektueller – unter ihnen einige der ranghöchsten Geistlichen einer Weltkirche mit 1,2 Milliarden Mitgliedern auf allen Kontinenten – bezweifelt mit deutlichen Worten die offizielle Lesart von WHO und Vereinten Nationen – und auch die der deutschen Regierung. Ist Covid-19 gar nicht so gefährlich wie behauptet? Wird die unzweifelhafte Pandemie von den Mächtigen genutzt, die Freiheitsrechte der Menschen rund um den Erdball dauerhaft und nachhaltig einzuschränken? Droht sogar die Bildung einer „Weltregierung“, deren Antrieb politische aber vorrangig auch wirtschaftliche Interessen sind?

Man mag sich das gar nicht vorstellen, und diejenigen von Ihnen, die meine Artikel in den vergangenen Jahren verfolgt haben, wissen, dass ich es mit Verschwörungstheorien gar nicht habe. Das Meiste, was selbsternannte „Thruther“ von sich geben, halte ich für ausgemachten Schwachsinn, im besten Fall noch Geschäftemacherei. Aber das, was hier eine Gruppe um den aus Guinea stammenden Kurienkardinal Robert Sarah behauptet, ist nicht so einfach wegzuwischen. Sarah gehört zu den aktivsten Kardinälen, der regelmäßig genannt wird, wenn in der katholischen Kirche über den nächsten Papst spekuliert wird.

Und ersparen Sie mir Hinweise auf all die Baustellen in der 2000 Jahre alten Kirche, die schändlichen Missbrauchsfälle, die umstrittene Sexualmoral, das Festhalten an jahrtausendealten Traditionen. Und dazu die quantitative Erosion insbesondere in den Wohlstandsländern. Und dann ein Papst Franziskus, der sich vielen Auffassungen der weltlichen Herrscher angeschlossen hat – auch und besonders in der Corona-Krise. Sein Pontifikat ist dem Kampf gegen Not und Armut gewidmet – ein honoriger Anspruch,  glaubhafter als die bis zur Unkenntlichjkeit verbogene und angepasste Katholische Kirche in Deutschland. Mit einer Führungsriege, die sich nicht nahe genug an die Buffets der Reichen und Mächtigen heranwanzen kann.

Und jetzt dieses Positionspapier – da wird es morgen scheppern hinter den Mauern des Vatikan. Und mancher Kampf-Atheist hierzulande wird sich verwundert die Augen reiben, was da gerade geschieht.

Wir erleben gerade einen satten Aufschlag. Aber das Spiel hat gerade erst begonnen…

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.