13. August 1961: Als der Osten auszubluten drohte, handelte die SED – Die Linke hat natürlich nichts damit zu tun

(zu) Viele Deutsche haben längst vergessen, wie es war, als Deutschland durch Mauer und Stacheldraht getrennt wurde.

von DIETRICH KANTEL

BERLIN – „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.“ So sprach es DDR-Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht („Spitzbart“) auf die Frage einer Journalistin im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz am 15.Juni 1961. Da hatte er, nachdem er sich zuvor der Zustimmung von KPdSU-Chef Nikita Chruschtschow in Moskau vergewissert hatte, bereits seit Februar des Jahres große Mengen Zaunmaterial und Stacheldraht einlagern lassen und Unmengen Mauersteine von Hausbauprojekten abgezogen. Für den Tag „X“ ließ er 10.000 Volks- und Grenzpolizisten zusammenziehen, in Bereitschaft versetzen und weitere Hundertschaften von Betriebskampfgruppen mobilisieren. Am 13. August 1961, heute vor 60 Jahren, war der Tag „X“ dann gekommen: Ab 1 Uhr morgens besetzten diese Truppen alle innerstädtischen Grenzübergänge und riegelten so West-Berlin vom Ostteil der Stadt („Hauptstadt der DDR“) hermetisch ab. Die Stadtgrenze West-Berlins in das brandenburgische Umland war vom SED-Regime schon länger gesperrt. Jeglicher Grenzübertritt zwischen Ost-Berlin und den drei Westsektoren wurde ab sofort unterbunden. Dazu wurden zunächst -zig Kilometer Stacheldraht verlegt. Der eigentliche Mauerbau begann dann in der Nacht vom 18. auf den 19. August und wurde von sogenannten „Bausoldaten“ und hunderten Bauarbeitern durchgeführt. Letztere waren aus Wohnungsbauprojekten abgezogen und mussten unter Überwachung durch bewaffnete Grenzsoldaten zwangsweise ihr Werk verrichten.

In der Tat hatte sich in Berlin eine für den Osten kritische Lage aufgebaut. Über Jahre hinweg hatten immer mehr Menschen in den Westen „rübergemacht.“ Nachdem schon ab dem 2.August 1961 allen Grenzgängern aus dem Osten – zehntausende Ost-Berliner arbeiteten in West-Berlin – nach und nach die Ausweisdokumente abgenommen worden waren und sie damit nicht mehr regulär zur Arbeit oder zum Besuch von Freunden und Verwandten in den Westen gehen konnten, schwoll eine Flüchtlingswelle an: Bis zu 1.800 Menschen, überwiegend junge Leute, flohen nun täglich vom Ostteil in den Westteil der Stadt. Der Osten drohte auszubluten. Ulbricht erkannte, dass so seine Herrschaft in Gefahr war.

Kurz nach 1 Uhr morgens am 13. August 1961 strahlte der Rundfunk Ost-Berlins eine Sondermeldung aus:

„Die Regierungen der Warschauer Vertragsstaaten wenden sich an die Volkskammer und an die Regierung der DDR mit dem Vorschlag, an der West-Berliner Grenze eine solche Ordnung einzuführen, durch die der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers zuverlässig der Weg verlegt und rings um das gesamte Gebiet West-Berlins eine verlässliche Bewachung gewährleistet wird.“

Damit war die offizielle Sprachregelung für den Mauerbau in der Welt.

Rund 28 Jahre sollte der „Antifaschistische Wall“, der gemäß SED-Propaganda vornehmlich dem Schutz der Hauptstadt der DDR vor subversiven Elementen, Spionen und Saboteuren aus dem Westen diente, Bestand haben. Der über die Jahre ausgebaute Todesstreifen mit einem bis zu vier Meter hohen Betonwall, zahllosen Wachtürmen und Kettenhunden hatte am Ende eine Länge von etwa 156 Kilometern rund um das Stadtgebiet von Westberlin. Aufgrund des erlassenen Schießbefehls fanden mindestens 140 Menschen bei Fluchtversuchen durch DDR-Grenzer oder sonst bei dem Versuch den „Friedenswall“ (so die andere regierungsoffizielle Bezeichnung) zu überwinden den Tod. Die Dunkelziffer der Opferzahlen dürfte beträchtlich höher liegen.

Erst am späten Abend des 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer wieder. Die Erben der Partei von Mauerbau und Schießbefehl aber, der SED, sitzen heute im Bundestag, in etlichen Länderparlamenten und haben sogar Regierungsverantwortung. Sie firmieren heute jedoch unter dem Parteinamen „Die Linke“. Und zu deren obersten Credo gehört das Bekenntnis, dass die DDR jedenfalls kein Unrechtsstaat gewesen sei …

Bildquelle:

  • Berliner_Mauer: pixabay

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