von NILS BASTEK
STUTTGART – Am Ende eines enttäuschenden Abends lief Markus Weinzierl alleine und mit leerem Blick über den Rasen. Der alte und neue Trainer des FC Augsburg klatschte mit jedem seiner frustrierten Spieler ab, dann verabschiedete er sich nach dem 1:2 (0:1) beim VfB Stuttgart in Richtung Kabine.
«Es wäre verdient gewesen, etwas mitzunehmen oder sogar zu gewinnen», sagte Weinzierl bei DAZN. «Wir haben sehr guten Fußball gespielt, uns aber nicht belohnt.»
Nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie geraten die Augsburger daher auch unter Rückkehrer Weinzierl im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga immer stärker unter Druck. «Mund abputzen, das müssen wir jetzt verdauen», sagte Florian Niederlechner. Dessen Treffer (59.) reichte Weinzierls Team trotz engagierter Leistung nicht. Philipp Förster (11. Minute) und Sasa Kalajdzic (74.) sorgten mit ihren Treffern für den Erfolg des Aufsteigers. «Wir haben den Sieg erkämpft», konstatierte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.
«Es war ein sehr kampfbetontes Spiel. Wir haben gut dagegengehalten und freuen uns, dass wir mal wieder einen Dreier einfahren konnten», sagte VfB-Keeper Fabian Bredlow. «So einen dreckigen Sieg, wie man so schön sagt, muss man auch mal einfahren.» Kalajdzic war «sehr stolz» und sprach von einem nicht unverdienten, aber glücklichen Sieg.
An Weinzierls Eifer lag es nicht. 748 Tage nach seinem bis Freitagabend letzten Spiel als Bundesliga-Coach präsentierte sich der Coach an der Seitenlinie wunderbar erholt und voller Energie. Der 46-Jährige trieb seine Mannschaft immer wieder lautstark an. Sein Lieblingswort: «Druck!». Anders als zuletzt unter seinem Vorgänger Heiko Herrlich wollte der FCA in Stuttgart früh attackieren und den Gegner stressen.
Nach der gleichen Paarung im April 2019 hatte sich Weinzierl vorerst als Bundesliga-Coach verabschiedet, damals trainierte er noch den VfB, wo für ihn im Anschluss an das 0:6 in Augsburg am Karsamstag Schluss war. Anders als die Stuttgarter damals fehlte es dem FCA diesmal nicht an Leidenschaft und Wille. Teils beste Chancen durch Ruben Vargas (2./37.) und Marco Richter (26./45.) ließen die Gäste aber ungenutzt.
Die Augsburger hatten mehr vom Spiel, hängten sich rein, kämpften gegen den Abwärtstrend – aber der VfB nutzte gleich seine erste Chance. Nach einem Missverständnis zwischen Reece Oxford und Rani Khedira schalteten die Gastgeber schnell um und leiteten den Ball über wenige Stationen auf Förster weiter, der aus kurzer Distanz flach zur Führung einschob. Dass die Stuttgarter mit dieser Führung auch in die Pause gingen, lag an Ersatzkeeper Bredlow, der in Abwesenheit des verletzten Gregor Kobel mehrfach stark parierte.
Was die Augsburger sich definitiv nicht vorwerfen konnten: dass sie nicht alles probierten. Stuttgart deutete zwar immer wieder seine technische Überlegenheit an, in der Defensive agierte der Aufsteiger jedoch sehr unsicher. Nach dem Seitenwechsel nutzten die Gäste dann eine weitere Nachlässigkeit und kamen zum Ausgleich. Nach einer langen Flanke von Iago legte Richter per Kopf quer auf Niederlechner, der per Kopf vollendete.
Die bayerischen Schwaben drängten im Anschluss auf den Führungstreffer, doch sie blieben glücklos. Stattdessen wiederholte sich das Bild der ersten Hälfte: Der FCA schien es etwas mehr zu wollen, aber der VfB machte die Tore. Nach einer Flanke des eingewechselten Darko Churlinov stand Kalajdzic perfekt und köpfte zur erneuten Führung ins Tor.
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- VfB Stuttgart – FC Augsburg: dpa