Wäre es nicht an der Zeit, die Armut in Deutschland endlich auszurotten?

von KLAUS KELLE

Morgens mit der ersten Maschine nach Berlin zu fliegen, ist kein Vergnügen. Zum einen ist sechs Uhr Boarding eine Zumutung, zum anderen besonders, wenn man am Abend davor noch politischen Aschermittwoch mitgestalten durfte. Kurzum: Ich bin wirklich müde heute Morgen. Und dann kommt man in der deutschen Hauptstadt an, und alles ist schön und bunt. Ein Cappuccino bei Leysiffer und schnell ins Internet schauen, Taxi, gleich geschäftliches Treffen mit Frühstück, Mittagessen mit  einem befreundeten Chefredakteur, abends noch Treffen mit möglichen Sponsoren für TheGermanZ beim Nobelitaliener.

Ja, es kann schön sein in Deutschland. Schöner als in den allermeisten Staaten auf diesem Planeten. Aber es gibt auch noch die andere Seite. Heute wird der Armutsbericht der Bundesregierung vorgestellt. Einige Zahlen sind schon vorab bekannt geworden. Pro Jahr werden in Deutschland in deutlich über 300.000 Haushalten die Energieversorgung abgestellt. Kein Strom, kein Wasser. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet? Kein Licht, keine Fernseher, kein warmes Mittagessen für die Kinder, ein Wassereimer neben dem Klo? Hunderttausende erleben das in Deutschland jedes Jahr. 15,7 Prozent der Einwohner in unserem Land sind von Armut bedroht. Mal durchgerechnet: 82 Millionen Menschen leben hier, 15,7% sind 12,8 Millionen Menschen, Von Armut bedroht! In Deutschland! Gut, bedroht bedeutet nicht automatisch, dass jeder dieser Menschen tatsächlich in die Armut abrutscht. Der Staat unternimmt viel, um wenigstens eine Grundsicherung herzustellen. Es gibt die Tafeln, die in nahezu allen Städten Arme versorgen – und das sind keineswegs nur Obdachlose. Die Wohlfahrtsverbände, die Kirchen leisten ihren Beitrag. Und dann sind auch noch Familienangehörige da, Nachbarm, Freunde, die helfen. Irgendwie kommen die Meisten durch.

Aber haben wir nicht alle neulich gelesen, dass wir im Bundeshaushalt aktuell 24 Milliarden Überschuss erwirtschaftet haben? Mit so viel Geld könnte das Armutproblem in Deutschland vermutlich gelöst werden. Wenn es Politiker gäbe, die sich des Themas annehmen und beherzt ein Konzept aufschreiben und umsetzen, wie diese 24.000.000.000 Euro sinnvoll eingesetzt werden könnten, damit es keine Armut in Deutschland mehr geben muss.

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.