Start mit Gegenwind: Öffentlich-rechtlicher Sender Phoenix existiert seit 20 Jahren

Das Gebäude des Fernsehsenders Phoenix in Bonn. Foto: Henning Kaiser

von ANDREAS HEIMANN

Bonn – Eine leichte Geburt war es nicht. Phoenix hatte zunächst mehr Gegner als Freunde. «Es sah am Anfang nicht so aus, als würde es klappen», erinnert sich Fritz Pleitgen (79), damals Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und einer der entschiedenen Befürworter.

«In der Politik gab es ganz starken Gegenwind, vor allem aus der Union», sagte Pleitgen der Deutschen Presse-Agentur über den Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, der am 7. April vor 20 Jahren gestartet ist.

Dabei war es gerade der Wunsch vieler Parlamentarier, Bundestagsdebatten im Fernsehen zu übertragen. Die Abgeordneten dachten da allerdings ans Erste und ans ZDF. Und das erschien den Programmverantwortlichen dann doch nicht realistisch. «Unsere Idee war, dafür einen eigenen Sender zu gründen», erzählt Pleitgen. «Aber die Begeisterung dafür hielt sich in äußersten Grenzen.»

Pleitgen schwebte zunächst ein Parlamentskanal vor, der auch Debatten aus Paris, London und Moskau übertragen könnte. Daraus wurde dann nichts. Aber auch der damalige ZDF-Intendant Dieter Stolte fand die Idee eines eigenen Senders grundsätzlich gut. Und die Kommission, die für ARD und ZDF den Finanzbedarf ermittelt, gab grünes Licht.

Am 7. April 1997, 8.00 Uhr, war es dann so weit: «Guten Morgen, liebe Zuschauer», begrüßte Moderator Alois Theisen das Publikum. «Phoenix hat abgehoben und fliegt jetzt.» Noch im selben Jahr gab es die erste Live-Übertragung eines Bundesparteitags – 18 Stunden lang. Den Anfang machte die CDU, seitdem ist das bei den großen Parteien Standard. Gerade bei großen Ereignissen setzt Phoenix auf umfassende Berichterstattung – wie nach den Anschlägen vom 11. September.

Dem Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» in Paris widmete der Sender im Januar 2015 sogar rund 100 Stunden. Am Ende des gleichen Jahres gab es über zwei Wochen verteilt ein 36-stündiges Sonderprogramm zum UN-Klimagipfel in Paris.

Zum Start vor 20 Jahren zeigte der Sender die Ergebnisse einer Straßenumfrage zum Thema «Phoenix – was sagt Ihnen das?» Eine Frau dachte an ein Fußballteam, eine andere an eine Reinigung. Ein Mann bekannte ganz offen «Kenne ich nicht». Dass der Sender so heißt, ist eine Anleihe an die griechische Mythologie und den sagenhaften Vogel, der immer wieder aus seiner Asche neu ersteht. «Er hat diesen Namen, weil er so oft schon gestorben zu sein schien», sagte Pleitgen. «Und es ist ja auch ein schöner Name.»

Seit mehreren Jahren hat Phoenix einen stabilen Marktanteil um 1,1 Prozent, im Schnitt 4,31 Millionen Zuschauer täglich waren es 2016. Das sei ein ganz ordentlicher Zuspruch, findet Pleitgen. «Rückblickend hat sich die Anstrengung gelohnt.»

«Gerade in Zeiten von Fake News und politischer Hetze vor allem in den sozialen Medien möchten wir unsere Zuschauer verlässlich und nachhaltig informieren», ist Phoenix-Programmgeschäftsführer Michael Hirz überzeugt. Pleitgen sieht das ähnlich: Der Sender mit seinem «durch und durch soliden Angebot» habe durch diese Entwicklungen an Bedeutung noch gewonnen. «Bei Phoenix weiß man, das ist das Gegenteil von Fake News.»

Im Jubiläumsjahr legt Phoenix einen Fokus auf die zahlreichen Wahlen, von der in Frankreich bis zur Bundestagswahl im September. Im April sind zwei Schwerpunkte, «Gefährdete Demokratie?» und «Europa in der Krise», geplant. In vieler Hinsicht ist das Programm auf Phoenix dann doch so grenzüberschreitend geworden, wie Pleitgen es sich ganz am Anfang gewünscht hatte.

Bildquelle:

  • Phoenix: dpa

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