Sechs tote Teenager: Arnstein am Morgen nach dem Horrorfund

Es sei kein Verbrechen gewesen - das sagt die Polizei. Foto: Daniel Karmann

von BASTIAN BENRATH

Arnstein – «In die Situation reinversetzen kann sich keiner», sagt eine Frau im Café in der Ortsmitte von Arnstein. Sie sitzt mit zwei Freundinnen in einer Ecke des Backshops, die drei um die 40 haben Kaffee vor sich stehen.

«Unsere Kinder sind noch kleiner, aber man überlegt sich schon: Was wär, wenn das jetzt unsere Kinder wären?» Es ist der Morgen danach in dem 8000-Einwohner-Ort knappe 30 Autominuten nördlich von Würzburg. Der Morgen, nachdem ein Vater seine zwei Kinder tot in einer Gartenlaube fand, neben vier anderen gerade Erwachsenen zwischen 18 und 19 Jahren. Die fünf Jungen und ein Mädchen kamen alle aus der Gegend; zwei Jungen aus Eußenheim, einer aus Wasserlosen, zwei Jungen und das Mädchen aus Arnstein selbst.

«Man weiß schon, wer das ist», sagt die Frau im Café. Man kenne sich im Ort. Aber Kontakt zu den Eltern habe noch keiner gehabt. «Da können wir nur gute Gedanken schicken», sagt ihre Freundin.

Noch immer ist unklar, wie die sechs zu Tode kamen. Sie feierten am Abend vorher, so viel ist bekannt. Und es sei kein Verbrechen gewesen – das sagt die Polizei. Sie sagt auch, dass in der Laube ein Holzofen in Betrieb gewesen sei. Ob der aber das Drama auslöste – das sei reine Spekulation. Eine Obduktion soll nun Klarheit bringen, Ergebnisse seien aber nicht mehr am Montag zu erwarten.

Als er die Nachricht von dem schrecklichen Fund bekam, kam der Zweite Bürgermeister von Arnstein, Franz-Josef Sauer (CSU), gerade aus dem Gottesdienst. Sofort fuhr er zu der Laube. «Dem betroffenen Vater in die Augen zu sehen – das kann man in keiner Schule lernen», sagt er am Montag. Zu den Ermittlungen will er nichts sagen, das sei Aufgabe der Polizei. Für ihn stünden nun die Familien im Mittelpunkt. «Wir müssen schauen, dass wir auch unsere Stadt so gut es geht begleiten.»

Auf dem Treppengeländer im Rathaus hängt eine Deutschlandfahne mit Trauerflor. Am Montagabend sei für die Betroffenen eine nicht-öffentliche Trauerstunde in der Stadtkirche geplant, sagt Sauer. Am Mittag tage ein Krisenstab im Rathaus, nicht nur mit der Feuerwehr und den städtischen Verantwortlichen, sondern auch mit kirchlichen Seelsorgern. Man wolle den Familien den Raum geben, den sie brauchen. Und, wo gewünscht, auch Zuspruch.

Bildquelle:

  • Am Ort des Geschehens: dpa

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