Konservative verlieren absolute Mehrheit: Wahldesaster für Theresa May

Rückschritt statt Rückhalt. Die britische Premierministerin und Vorsitzende der Conservative Party, Theresa May, wollte mit der vorgezogenen Neuwahl eigentlich ihren Rückhalt im Parlament stärken. Foto: Alastair Grant

Großbritannien steht damit kurz vor Beginn der Verhandlungen über den EU-Austritt eine komplizierte Regierungsbildung bevor. Wenn keine Minderheitsregierung oder Koalition möglich ist, könnte es eine neue Wahl geben.

May hatte die vorgezogene Wahl im April mit dem Ziel ausgerufen, die Regierungsmehrheit ihrer Partei im Unterhaus zu vergrößern und sich mehr Rückhalt für die Verhandlungen über den EU-Austritt zu schaffen. Ihr Herausforderer Jeremy Corbyn, dessen Labour-Partei stark zulegen konnte, forderte die Regierungschefin noch in der Nacht zum Rücktritt auf. Sie habe Stimmen, Sitze und Vertrauen verloren, sagte er. Das sei genug, um «zu gehen und Platz zu machen für eine Regierung, die wirklich alle Menschen dieses Landes repräsentiert.»

Eine erste Prognose nach Schließung der Wahllokale am Donnerstagabend hatte die Tories bereits als stärkste Kraft, aber ohne Regierungsmehrheit gesehen. Hochrechnungen im Lauf der Nacht korrigierten die Zahl der Sitze zwar etwas nach oben, die Marke von 326 Sitzen knackten die Konservativen aber zuletzt der BBC zufolge nicht.

Die Liberaldemokraten, die von 2010 bis 2015 mit dem konservativen Premier David Cameron regiert hatten, schlossen eine Koalition und einen «Deal» aus. Auch grundsätzlich unterschiedliche Haltungen der Parteien zum Brexit machen eine Zusammenarbeit schwer.

Als May die Neuwahl ausgerufen hatte, galt noch ein überragender Sieg mit einem Zugewinn von 100 Sitzen für die Tories als wahrscheinlich. Mehrere Fehler im Wahlkampf und die Sicherheitsdebatte nach den Terroranschlägen in London und Manchester hatten die Premierministerin aber in Bedrängnis gebracht. In ihrer Amtszeit als Innenministerin waren Stellen bei der Polizei gekürzt worden.

Bildquelle:

  • Neuwahl in Großbritannien: dpa

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