Guten Morgen, Deutschland!

von KLAUS KELLE

Liebe Leserinnen und Leser,

hatten Sie einen schönen Heiligen Abend? Wurden Weihnachtslieder gesungen, gab es Geschenke, gutes Essen? Waren Sie in einer Kirche? Zum Gottesdienst? Ich auch, und diese… Veranstaltung… hat mir das ganze Fest verdorben. Ich muss dazu sagen, dass ich Katholik bin, und das in der Regel auch gern, wenn ich nicht gerade lese, dass Kardinal Woelki in Köln mit der Spraydose in grün das Wort „Gutmensch“ auf den Asphalt sprüht, um die Akzeptanz des Begriffes in der Bevölkerung aufzupolieren.

Die Familienmesse war eine Katastrophe, schon weil sie gar keine Messe war, sondern eine „Feier“. Kein Pfarrer dabei, keine Eucharistie…am Heiligen Abend! Ich meine, Gottesdienst wird überall auf der Welt unterschiedlich gefeiert. Ich weiß, dass bei meinen evangelikalen Freunden die Anwesenheit eines Geistlichen nicht zwingend notwendig ist. Beten kann auch jeder einzelne Christ. Und katholische Messen in Nigeria dauern drei, vier Stunden, wie mir eine Freundin nach einem Besuch dort erzählte. Da gibt’s keine Orgel, da wird getrommelt. Da bringt man sich etwas zum Essen und Trinken mit und geht zwischendurch raus und macht Pause. Egal, wenn man anschließend wieder reingeht und weiter macht…

„Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“, so hat es Jesus Christus der Überlieferung nach gesagt. Und das ist auch gut so.

In der niederrheinischen Provinz gestern Abend erlebten meine Familie und ich eine Veranstaltung in einem Gotteshaus, die selbst unsere Kinder sprachlos und verwirrt machte. Die gute Nachricht: es wurde ein Krippenspiel aufgeführt. Es war ein Jugend-Chor dabei, der schön gesungen hat. Und das war es aber auch. Mit Gott, mit der Geburt von Jesus Christus hatte das alles nichts zu tun. Eine halbwegs junge Dame führte durchs Show-Programm. „Und jetzt danken wir dem Chor mal mit einem starken Applaus“, forderte sie das Publikum auf, das dem gern folgte. Nichts dagegen, der Chor war gut. Und wenn man in Nigeria zur Ehre des Vaters trommelt – warum nicht?

Dann der Dank an die Chorleiterin – Applaus! Der Dank an Ursula, die das alles so schön vorbereitet hat – Applaus! Der Dank an die Erika, die die Kostüme geschneidert hat – Applaus! Wohlgemerkt: es handelte sich nominal um eine Heilige Messe zu Ehren des Geburtstags von Jesus Christus. Meine Frau raunte mir von der Seite zu: „Warum dankt sie nicht der Frau, die den Blumenschmuck gerichtet hat?“ Gute Frage! Und so ging es weiter. „Jetzt kommen die Fürbitten, stehen Sie bitte auf!“ forderte der Sonja Zietlow-Klon die Menge auf, um dann eine Vollbremsung hinzulegen: „Ach nein, erst singen wir noch ein Lied. Setzen Sie sich bitte wieder hin….“ So ging es weiter. Eucharistie gab’s nicht, das darf nur ein Geistlicher zelebrieren, und erstaunlicherweise wird das noch respektiert in der moderen hippen Kirche unserer Zeit. Warum nicht mal die Feier der Eucharistie von „einem der Menschen aus den vielen Kulturen, die zu uns gekommen sind“ (O-Ton der Showmasterin gleich zu Beginn im Altarraum) „gestalten“ lassen?

Ich bin es so leid, ich kann es gar nicht in Worte fassen, diese „Pussy-Veranstaltung“, oder – nicht dass es mir noch als Frauenfeindlichkeit ausgelegt wird – ich meine, diese Anhäufung von Banalitäten in der zentralen Messe am Heiligen Abend. „Ich segne sie jetzt“, sagt diese Dame zum Schluß. Darf sie das überhaupt? Vielleicht frage ich mal am Donnerstag auf dem Markt eine Gemüsefrau, ob sie mich nach dem Kauf von Tomaten vielleicht segnen möchte…

Ich bin es so leid, diese Inhaltslosigkeit, dieses Zeitgeist-Getue, diese Patchwork-Messen. Und wo war überhaupt der Pfarrer? Am Heiligen Abend? Wo seine Schäfchen mal alle nahezu da sind? Playstation gespielt…?

 

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.