Guten Morgen, Deutschland!

von KLAUS KELLE

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wussten Sie, dass es der Arnsdorfer Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber und der Hilfspfarrer Joseph Mohr waren, die am Heiligen Abend des Jahres 1818 in der ehemaligen Schifferkirche Sr. Nikola in Obernburg (Nahe Salzburg) erstmals das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ aufführten? „Stille Nacht, heilige Nacht“, das ist unsere Kultur in Reinform, das ist unser Brauchtum, unsere Identität, das ist Abendland und heile Welt. Aber nichts mehr ist heile in diesen Tagen vor dem Weihnachtsfest. Deutschland hat sich innerhalb von zwölf Monaten dramatisch verändert. Hören und sehen Sie Nachrichten, lesen Sie Zeitungen am besten TheGermanZ, dann verstehen Sie, was ich meine!

In Berlin hat der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz nach dem schlimmen Terroranschlag vom Montag wieder geöffnet. Glühwein und Bratwurst werden ausgeschenkt, alle paar Meter stehen Polizisten mit grimmigem Blick, entschlossen, einen weiteren Anschlag auf keinen Fall zuzulassen. Beton-Poller wurden aufgebaut, damit kein zweiter Amokfahrer Allahs durchbrechen und Unschuldige töten kann. Der Terrorist vom Montag ist weiter flüchtig. Man sucht ihn europaweit, und besonders weiterhin in Berlin. Jetzt wissen wir, dass Herr Amris schon bekannt war bei unseren Sicherheitsbehörden, dass er sich als Selbstmordattentäter in einschlägigen Kreisen angeboten hat, dass er verschiedene Identitäten benutzte, dass er überwacht wurde. Warum, um Himmels Willen, hat nicht irgendwer diesen Mann aus dem Verkehr gezogen? Rechtzeitig…

Wir erfahren, dass Amri von Videokamerals vor dem Anschlag gefilmt wurde. Videokameras im öffentlichen Straßenbild, die Grüne, Rote und Gelbe abschaffen wollen, weil es ja das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gibt. „Ich will nicht, dass ich gefilmt werde“, höre ich in solchen Diskussionen immer wieder. Ja, dann…

Das Centro in Oberhausen ist ein „Shopping-Tempel“, wie man das neudeutsch sagt. 250 Läden auf zwei Ebenen, Weihnachtstrubel pur. Vergangene Nacht Großeinsatz der Polizei, dann am frühen Morgen zwei Festnahmen. Salafisten hatten einen Anschlag geplant. Allahu Akbar, wir wissen inzwischen alle, was das heißt. Ich schalte 1Live an, die viel gehörte und beliebte Jugendwelle des öffentlich-rechtlichen Grundversorgers WDR. „Kirche in 1Live“ heißt die Rubrik jeden Morgen. Die beiden ersten Worte „Rechtspopulistische Reden…“ In einer Zehntelsekunde schalte ich um. Ich kann diese Verdrängung der Wirklichkeit nicht mehr ertragen…

 

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.