So ein politischer Skandal ist auch nicht mehr das, was er mal war…

von KLAUS KELLE

Wenn ein wichtiger Politiker der Grünen Sex mit Zwölfjährigen für – sagen wir – nachdenkenswert hält, dann nimmt diese Gesellschaft das als einen Beitrag zur notwendigen Debatte hin. Wenn eine CDU-Abgeordnete aus Versehen einen aus einer ganzen Reihe von Facebook-Postings teilt, der zufällig von einem AfDler geschrieben wurde, dann ist das ein politischer Skandal. So geschehen dieser Tage in Düsseldorf. Es ist ja bekannt, dass Konservative in der bunten CDU gefährlich leben. Eigentlich müssten sie Artenschutz genießen. Die Abgeordnete Sylvia Pantel hat das Herz auf dem richtigen Fleck. Sie ist eine der Sprecherinnen des konservativen „Berliner Kreises“ in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bekämpft den militanten Islamismus wie kaum eine zweite, und hat erst kürzlichen der dubiosen Ditib-Organisation eine Breitseite verpasst.

Doch jetzt hat sie ein falsches Facebook-Posting für gut empfunden. Das kann in Deutschland schon schwere Konsequenzen haben, besonders wenn – huuhuuu –  das Posting von einem AfD-Mitglied kam. Früher ging es in der öffentlichen Debatte darum, welche Meinung einer hat und vertritt. Heute geht es darum, was „geliked“ wird. Würde mich nicht wundern, wenn irgendwer aus der eigenen Partei Pantel jetzt zum Mandatsverzicht auffordert. Denn schon wird in der örtlichen Presse von Parteifreunden gemutmaßt, das Liken eines Postings von einem ihr völlig unbekannten AfD-Mann könnte die Wahlchancen der nordrhein-westfälischen CDu am kommenden Sonntag beeinträchtigen.

Man kann sich solchen Schwachsinn gar nicht ausdenken, er passiert real. Wie steigert doch der Volksmund: Feind, Todfeind, Parteifreund…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.