Die Hinwendung des Erlösers zu den Menschen muss wichtiger sein als Gewinnmaximierung

von KLAUS KELLE

In einer östrreichischen Zeitung las ich heute, dass der katholische Caritaverband im Nachbarland im vergangenen Jahr gute Geschäfte gemacht hat. Nicht für das Seelenheil der Menschen, sondern für die eigene Bilanz. Jeder zweite Asylbewerber (!) wurde 2016 von der Caritas in Österreich betreut. 332,4 Millionen Euro Staatsknete spülte das in die Kassen des Konzerns im Namen des Herrn.

Man darf davon ausgehen, dass die Zuwanderungswelle NGOs und Caritas und anderen Großorganisationen auch hierzulande beste Geschäfte beschert haben. Deutschland ist fast zehn Mal so groß wie die Alpenrepublik.

Nun muss man zugstehen, es ist erstmal gut, wenn insbesondere christliche Organisationen Betreuungsaufgaben aller Art übernehmen, denn ich bin immer noch davon überzeugt, dass sie das besser können als staatliche und private gewinnorientierte Firmen.

Doch immer kommt mir dann wieder die beeindruckende Rede von Papst Benedikt 2011 in Freiburg in den Sinn. Die Kirche Christi finde „ihren Sinn ausschließlich darin, Werkzeug der Erlösung zu sein, die Welt mit dem Wort Gottes zu durchdringen und die Welt in die Einheit der Liebe mit Gott zu verwandeln. Die Kirche taucht ganz ein in die Hinwendung des Erlösers zu den Menschen“, so formulierte der geistliche Führer von 1,2 Milliarden Katholiken weltweit damals scharfsinnig.

Und weiter: „In der geschichtlichen Ausformung der Kirche zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige Tendenz, dass nämlich die Kirche sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam wird und sich den Maßstäben der Welt angleicht. Sie gibt Organisation und Institutionalisierung größeres Gewicht als ihrer Berufung zur Offenheit. Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von der Weltlichkeit der Welt lösen.“

Gehört es also zur Aufgabe kirchlicher Institutionen, ihren Auftrag zu verwässern durch das Streben nach Gewinnmaximierung? Damals gab es den Skandal um den „Weltbild“-Verlag, zu 100 Prozent im Besitz der Kirche, der Sex-Ratgeber und satanische Titel im Angebot hatte. Oder denken Sie an das Betreuungsgeld, mit dem CSU und zähneknirschend dann auch die CDU Familien unterstützen wollte, die ihre Kinder in den ersten Jahren selbst erziehen – eine Mehrheit der Familien in Deutschland übrigens, statt sie zur Krippenverwahrung abzugeben. Die zutiefst christliche Berufung, für die Familien da zu sein. Der katholische Caritasverband war damals offen gegen das Betreuungsgeld, weil er mit dem Ausbau der Krippenbetreung wider dem eigenen Anspruch selbst beste Geschäfte machen konnte. Da geht es um staatliche Gelder, Riesensummen, die wichtiger waren als das Eigentliche.

Die Kirche sollte niemals ihre Geschäfte über die Hinwendung des Erlösers zu den Menschen stellen.

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.