Anti-IS-Allianz hat mit dem Sturm auf IS-Hochburg Al-Rakka begonnen +++ Viele Tote und Verletzte +++ Islamisten verüben Grausamkeiten in Mossul

Ein irakischer Soldat trägt einen Jungen, der bei der Flucht vor der Terrormiliz Islamischer Staat während der Kämpfe in Al-Zinjili, Mossul verletzt wurde. Foto: Andrea DiCenzo

Damaskus – Kurdische Kämpfer haben mit dem lang erwarteten Sturm auf die wichtigste verbliebene IS-Hochburg Al-Rakka in Nordsyrien begonnen.

Die von einer US-Koalition unterstützen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) begannen am Dienstag eigenen Angaben zufolge «den großen Kampf zur Befreiung» der inoffiziellen Hauptstadt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Im Morgengrauen hatten heftige Kämpfe am nördlichen und östlichen Stadtrand eingesetzt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Unterstützt werden die Truppen von Luftangriffen der Anti-IS-Allianz unter Führung der USA, die den Beginn der Offensive bestätigten.

Seit Start der Militäroperation zur Befreiung Al-Rakkas im November waren die SDF-Truppen immer weiter auf die Großstadt vorgerückt. Im Norden, Osten und Westen stehen die Truppen nun maximal wenige Kilometer vom Stadtgebiet entfernt.

Nach Süden hin ist Al-Rakka allerdings noch immer an die IS-Gebiete im Osten Syriens und im Irak angebunden. Neben dem fast komplett eroberten Mossul im Irak gilt der Ort am Fluss Euphrat als wichtigste Stadt in den Händen des IS. Al-Rakka wird seit 2014 von den Extremisten beherrscht.

Die Beobachtungsstelle berichtete, dass die Truppen am Dienstag Gebäude und Kontrollpunkte am östlichen Stadtrand von den Dschihadisten erobert hätten. Die Kämpfe würden an den Verteidigungsanlagen des IS ausgetragen. Weitere Gefechte gebe es im Inneren eines Militärstützpunktes nördlich der Stadt.

Der US-Kommandeur des Anti-IS-Einsatzes, General Stephen Townsend, ließ mitteilen, dass die Offensive dem IS als Territorialmacht einen entscheidenden Schlag versetzen werde. Doch der Kampf werde «lang und mühsam» werden.

Die US-geführte Koalition sieht sich dabei mit Berichten konfrontiert, ihre Jets seien wahrscheinlich für einen Luftangriff auf Al-Rakka verantwortlich, bei dem mindestens 21 Zivilisten starben. Die Informationen der Beobachtungsstelle, nach denen die Menschen bei der Flucht aus der Stadt angegriffen wurden, blieben von amerikanischer Seite zunächst unkommentiert. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Berichte über viele getötete Zivilisten bei Luftangriffen der Koalition gegeben.

Bei einer Pressekonferenz nur wenige Kilometer außerhalb Al-Rakkas verkündete der kurdische Brigadegeneral Talal Silo derweil, die Moral der SDF Einheiten sei «sehr hoch». Er rief die Bewohner der Stadt auf, das Bündnis zu unterstützen.

Die SDF bestehen neben den führenden kurdischen Volksschutzeinheiten YPG auch aus arabischen Kämpfern. Die US-Regierung hatte vergangenen Monat angekündigt, die YPG mit Handfeuerwaffen, Maschinengewehren und gepanzerten Fahrzeugen auszurüsten.

In der irakischen IS-Hochburg Mossul ist es unterdessen nach Angaben der Vereinten Nationen zu neuen Grausamkeiten an der Zivilbevölkerung gekommen. Beim Versuch, aus der umkämpften Stadt zu fliehen, seien Anfang Juni 163 Männer, Frauen und Kinder von der Terrormiliz Islamischer Staat IS getötet worden, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, am Dienstag in Genf. «Die Brutalität des IS und anderer Terroristen kennt offensichtliche keine Grenzen.»

Die Zahl der Opfer könne auch noch größer sein, da Menschen aus dieser Gegend Mossuls als vermisst gelten würden, sagte er. Die Islamisten haben sich in der dicht besiedelten Altstadt verschanzt, in der auch bis zu 400.000 Zivilisten gefangen sind.

Die irakische Armee versucht, den IS aus der Stadt zu vertreiben. Der Häuserkampf ist blutig. Der IS benutzt laut Beobachtern Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Seit Beginn der Kämpfe im Oktober sind 750.000 Menschen aus Mossul geflohen. Große Teile der einstigen Millionenstadt im Nordirak sind durch die Kämpfe zerstört worden. Mossul ist die letzte IS-Hochburg im Irak.

Bildquelle:

  • Verletzter Junge: dpa

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